Verfasst von: mmbader | Februar 11, 2009

Von Buschfeuern und Wassermassen

Im Sueden brennts und im Norden ist alles ueberflutet. Waere ja eigentlich praktisch, wenn beides am selben Ort passieren wuerde… Wir befinden uns gerade in Southport an der Gold Coast, suedlich von Brisbane. Mir tut es wirklich sehr leid, dass ich mich so lange nicht gemeldet habe, aber ganz ehrlich, wer hat schon Lust bei 33 Grad und Sonnenschein die ganze Zeit im Internet Cafe zu hocken? 🙂 Ich nicht… Ausserdem habe ich noch keine Moeglichkeit gehabt, die ganzen tollen Fotos hochzuladen, das dauert sicher auch noch Stunden.

Aber wiegesagt, aufgeschoben ist nicht aufgehoben, morgen reist Freya ab und meine letzten zweieinhalb Wochen in Australien brechen an. Ich denke, dass ich irgendwann sicher mal nen Tag Zeit finde,  ein bisschen mehr zu schreiben. Bis dahin muss dieser kurze Eintrag, der auch den Sinn hat, euch mitzuteilen, dass ich weder ertrunken noch verbrannt bin, genuegen.

Bis bald!

Verfasst von: mmbader | Januar 9, 2009

kurzfristige Sendepause

Ja, ich lebe noch. Ich hänge einfach nur total hinterher und hatte leider nicht die Zeit dazu, was in meinen Blog zu schreiben. Ich gebe euch aber schonmal einen kleinen Vorgeschmack, was euch in den kommenden Wochen erwarten wird, wenn ich mal wieder die Muße zum schreiben finde. Hier der kurze Rückblick auf die letzten Wochen:

Gletscherwanderung auf dem Franz-Josef Glacier (Neuseeland):

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Zwei Wochen Outback, Kings Canyon, Uluru und Olgas

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Weihnachten und Silvester in Sydney

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Canberra, Melbourne, Great Ocean Road und Adelaide

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Freut euch drauf!! Bis bald!

Verfasst von: mmbader | Dezember 15, 2008

Abel Tasman Nationalpark

Nach den entspannten drei Tagen in Wellington setzen wir mit der Interislander Faehre von der Nordinsel auf die Suedinsel ueber. Zu unserer grossen Freude ist das Leihauto, das wir direkt nach der Ankunft abholen, soo viel besser als das auf der Nordinsel: Mehr Power, mehr Platz und generell einfach viel mehr Komfort. Wir verbringen die erste Nacht in Nelson, dort in einem Hostel „Paradiso“ und dieses hat seinen Namen auch verdient: Free pool, free sauna, free soup, free breakfast, was will man mehr?

Von Nelson aus geht es dann nach Marahau, von wo aus wir den Abel Tasman Nationalpark besuchen. Am ersten Tag mieten wir uns Kayaks und fahren bis Anchorage, mitten im Nationalpark, wo wir eine Nacht im Zelt verbringen. Auf unserem Weg dorthin kommen wir an wunderschoenen Straenden vorbei und begegnen sogar Seeloewen.

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Der Zeltplatz ist ueberraschend gut ausgestattet mit einer grossen Kochecke, Toiletten und einem Gartenschlauch zum „duschen“. Nach dem Zeltaufbau machen wir uns mit Sekt unterm Arm auf dem Weg zum Strand und leihen uns bei der Gelegenheit noch eine Gitarre vom Zeltlager nebenan aus. Nur das Lagerfeuer fehlt, ansonsten ist der Abend perfekt…

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Am naechsten Morgen steht uns die naechste Etappe bevor: ein 20 km Marsch bis nach Tonga, von wo aus wir das Wassertaxi wieder zurueck nach Marahau nehmen. Da wir ein wenig verschlafen haben, sind wir leider etwas spaet dran und muessen uns daher beeilen, um das Taxi um 15:30 Uhr noch zu kriegen. Auf dem Weg dorthin zeigt sich der Nationalpark von seinen schoensten Seiten.

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Ich muss die Maedels ganz schoen hetzen, damit wir rechtzeitig in Tonga ankommen, doch letztendlich erreichen wir den Strand 30 Minuten zu frueh, weshalb ich mir selbst Tage spaeter noch Kommentare anhoeren muss, wie schrecklich das Gerenne doch war… 😉

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Das Wassertaxi bringt uns in Spitzentempo wieder nach Marahau zurueck und verbringen eine weitere Nacht in diesem wundervoll idyllischen Ort.

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Verfasst von: mmbader | Dezember 15, 2008

Wellington

In Neuseelands Hauptstadt goennen wir uns eine dreitaegige Pause und besuchen unter anderem den botanischen Garten, das Nationalmuseum und das Parlament. Die Stadt wird auch „Windy Wellington“ genannt und verdient diesen Namen zurecht. Man wird wirklich fast weggepustet, vor allem wenn man mit der Seilbahn auf das Hochplateau des botanisches Gartens faehrt. Die laengere Pause tut uns allen ganz gut, da wir uns nicht jeden morgen mit derselben laestigen Packerei plagen muessen und auch mal laenger als 10 Uhr im Hostel bleiben koennen. Von den Staedten, die ich bis jetzt gesehen habe, gefaellt mir Wellington noch am besten, die Stadt ist klein und nett, hat einen Hafen und eine huebsche Fussgaengerzone, ausserdem sind das Nationalmuseum und der botanische Garten definitiv einen Besuch wert.

Fotos vom Hafen:

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Fotos vom botanischen Garten:

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Im Parlament durfte man leider keine Fotos machen, dafuer hab ich eins vom Gebaeude (wird auch Beehive (=Bienenstock) genannt):

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Am Dienstagabend waren wir in einer ziemlich coolen Bowlinglounge, und weil gerade Ladiesnight war, haben wir die Maedels fuer unsere Spiele bezahlen lassen und haben aber selber gespielt, ist keinem aufgefallen 🙂

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Das Base Hostel in Wellington hat im Keller eine nette Bar, wo Freya und ich eigentlich jeden Abend was getrunken und Billard gespielt haben, war echt toll! 🙂

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Dann noch ein paar Fotos vom Nationalmuseum „Te Papa“:

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Und das war’s auch schon wieder von Wellington. Sorry, dass ich momentan mehr Bilder poste und so wenig schreibe, aber ich bin gerade in Alice Springs mitten im Outback und muss ganz schoen viel nachholen. Heute Nachmittag versuche ich mal, von unserem Abel Tasman Walk, der Gletscherwanderung und der ersten Haelfte meines Outback-Trips zu berichten. Bis dann!

Verfasst von: mmbader | Dezember 7, 2008

Tongariro Crossing

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Das aufregenste Event nach unserem Fallschirmsprung am letzten Donnerstag folgt schon am darauffolgenden Tag. Der ca. 20 Kilometer lange Walk ueber das Tongariro Gebirge fuehrt uns an einigen aktiven Vulkankratern, darunter auch dem Schicksalsberg aus Herr der Ringe, und wunderschoen gelegenen Bergseen vorbei. Petrus meint es heute gut mit uns und schickt uns allerbestes Wetter und optimale Bedingungen fuer atemberaubende Ausblicke. Heute gibt’s mal wieder weniger Text, dafuer mehr zu sehen. Hier eine kleine Bildersammlung:

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Natuerlich haben wir auch einige Fotos mit uns drauf 🙂

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Nach sieben Stunden Wanderung und einigen Blasen spaeter (in Joggingschuhen zu wandern ist halt doch nicht das Wahre) kommen wir erschoepft, aber immer noch gut gelaunt am Parkplatz an. Ich glaube ich kann sagen, dass das Tongariro Crossing mein persoenliches Highlight in Neuseeland war.

Verfasst von: mmbader | November 22, 2008

Der Sprung aus 5000 Metern Höhe

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Dieses Ereignis verdient mal eben einen eigenen Blogeintrag:

Heute Mittag um 12:01 gucke ich das letzte Mal auf meine Armbanduhr, als sich die Tuer des Flugzeugs oeffnet und wir langsam zur Kante rutschen. Danach geht alles ganz schnell. Kopf in den Nacken legen, und raus.

Vorgeschichte:

Die Limouisine von ‚Skydive Taupo‘ holt uns gegen 10:45 Uhr von unsrem Hostel ab. Der unglaublich stressige Fahrer draengelt die ganze Zeit, dass wir Fotos noch am Flughafen machen koennen und spricht so undeutliches Englisch, dass wir jedes Mal nachfragen muessen, wenn er irgendwas sagt. Nach ca. 15 Minuten erreichen wir den kleinen Airport und wir alle realisieren noch gar nicht so richtig, auf was genau wir uns da gerade eigentlich einlassen. Begruesst werden wir herzlich von ‚Lotty‘ die uns gleich zu Beginn eine DVD vorfuehrt, wie einer beim Fallschirmsprung gefilmt wird. Die Aufregung steigt. Danach waehlen wir die Sprunghoehe aus und ob wir auch eine DVD machen wollen. Meine Optionen: 15000 Fuss (im Gegensatz zu 12000, wenn schon, denn schon) und keine DVD. Nachdem wir uns den blauen Overall und die Sicherheitsgurte angelegt haben, geht’s auch schon ins Flugzeug. Lustigerweise heisst mein Tandempartner Joern und kommt aus Hamburg. Mooin! Das pinke (!) Flugzeug hebt ab und bringt uns in ca. 20 Minuten in unsere gewuenschte Absprunghoehe. Joern und ich springen als erstes…

Ich dachte die ganze Zeit, dass das sich Gefuehl beim Fallschirmspringen ungefaehr so wie in einer Achterbahn oder beim Freefall anfuehlen muss, nur 100 mal staerker. Jedoch, als wir beide aus dem Flugzeug hopsen und wir fuer eine Minute in freiem Fall auf die Erde zurasen, kribbelt bei mir gar nichts im Bauch. Es fuehlt sich eher so an, als wenn man mit einem superschnellen Auto eine Strasse entlangfahert. Entweder checkt mein Koerper diese Extremsituation nicht so richtig oder es hat einen anderen Grund, aber ich empfand den Sprung einfach eher wunderschoen als einen grossen Adrenalinkick, da man sich so frei wie noch nie fuehlt und einfach die hammer Aussicht geniessen kann. Dann nach einer Minute zieht Joern an der Leine und ein kraeftiger Ruck gibt das beruhigende Gefuehl, dass der Schirm sich auch geoeffnet hat. Nun kann man die Aussicht noch viel besser geniessen. Der Lake Taupo, der ungefaehr die Groesse von Singapur hat, befindet sich fast direkt unter unseren Fuessen, und in alle Richtungen ziehen sich am Horizont die schneebedeckten Gebirgsketten entlangt. Einfach traumhaft. Der Segelflug dauert weitere 5 Minuten und dann befinden wir uns auch schon wieder mit unseren Fuessen auf festem Boden. Eines ist mir nach dem Sprung sofort klar: Das wird nicht der letzte gewesen sein.

Verfasst von: mmbader | November 17, 2008

Kurzer Zwischenbericht aus Neuseeland

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Nur ganz kurz, da ich hier im der lokalen Bibliothek von Gisborne an der Ostkueste in Neuseeland sitze und man das Internet nicht so lange blockieren sollte…

Dieses Foto habe ich heute morgen am Strand geschossen, als ich noch ein wenig verschlafen aus meinem Schlafsack rausgeguckt habe. Das war dann schon die zweite Nacht, die ich unter freiem Himmel am Strand geschlafen habe. Gisborne ist angeblich die Stadt auf der Welt, in der man als erstes die Sonne aufgehen sieht. Das hab ich dann gleich mal festgehalten…

Nach meiner letzten Klausur am Dienstag hab ich nach einem Farewell BBQ am Abend gleich am naechsten Morgen einen Flieger nach Neuseeland genommen und bin die ersten Naechte bei der lieben Freya, die auch mit mir in Mannheim studiert, untergekommen. Der Roadtrip mit den insgesamt 12 Leuten, der am Freitag in Auckland begonnen hat, ist bis jetzt grossartig. Wir fahren einfach dahin, wo es uns gefaellt, halten an und verbringen die Nacht dort. Manche schlafen im Hostel und manche im Zelt, ich schlafe gerne bei dem guten Wetter Open Air am Strand. Das ist Freiheit pur 🙂 Der weitere Trip bringt uns in den naechsten Tagen nach Rotarua, wo wir einige Schwefelquellen angucken werden und nach Taupo, wo wir aus 15000 Fuss mit einem Fallschirm auf dem Ruecken den Lake Taupo von oben betrachten werden. Bin jetzt schon aufgeregt…

Ich moechte mich noch kurz ganz ganz herzlich fuer die vielen lieben Geburtstagsgruesse von euch bedanken. Ich habe sie leider alle heute erst lesen koennen, da ich vorher keine Gelegenheit dazu hatte, ins Internet zu gehen, aber ich habe mich ueber jeden einzelnen sehr gefreut. Gefeiert haben wir am Freitag Abend in meinen Geburtstag hinein am Strand in Whatakane, eine kleinen Ort an der Nordostkueste Neuseelands. Das neue Lebensjahr hat fuer mich daher gleich ganz toll begonnen und ich hatte sogar zwei Geburtstagskuchen!

Sorry nochmal, dass ich so wenig Zeit habe, ich wuerde gerne jetzt schon Duzende Fotos hochladen und ganz viel dazu schreiben, aber das werde ich wohl nachholen muessen, wenn ich wieder mehr Zeit habe, wahrscheinlich in Wellington aus einem Internetcafe. Bis dahin erstmal viele liebe Gruesse aus dem Land der Maori und den Hobbits und Orks (hab noch keine gesehen, also Hobbits und Orks jetzt).

Verfasst von: mmbader | November 8, 2008

Overland Track – Teil 2

Tag 4 – Schnee, Schnee und noch mehr Schnee

Der starke Schneefall am vorigen Abend hat uns ja schon einen Vorgeschmack auf die Winderlandschaft gegeben, die wir heute erleben sollten. Im verschlafenen Anblick der Morgendämmerung nutzen wir die Gelegenheit, einige der schönsten Fotos auf dem ganzen Track zu knipsen. Mount Oakleigh liegt friedlich unter einer weißen Schneedecke und wird ins seichte Licht der Morgensonne getaucht. Nach der langen Pause am gestrigen Tag sind wir wieder gestärkt und machen uns gutgelaunt bei Sonnenschein zum nächsten Abschnitt des Tracks auf. Unsere Planung für heute ist die Besteigung des Mount Ossa, mit 1614 m der höchste Berg Tasmaniens, oder des Mount Pelion East (1461 m). Beide Berge lassen sich durch zwei Sidewalks von der Pelion Gap aus erreichen. Die Landschaft, die wir auf unserem Weg dorthin durchqueren ist geprägt von Wäldern, Sträuchern und sogar Palmen, die aufgrund der weißen Schneeschicht eindeutig fehl am Platz aussehen.

Als wir die Pelion Gap gegen 10 Uhr erreichen, haben wir innerhalb von 2 Stunden einen Höhenunterschied von 250 Metern und damit einen der steilsten Aufstiege innerhalb der sechs Tage überwunden. Der vereiste Wegweiser lässt erkennen, dass wir an der Kreuzung zu den beiden Sidewalks angelangt sind – links geht es zum Mt Pelion East, rechts zum Mt Ossa. Wir entschließen uns, den Aufstieg zu letzterem zu versuchen. Auf dem Overland Track kann man durch sogenannte „Snow Poles“ relativ leicht den Weg verfolgen, auch bei heftigem Schneefall ragen diese Holzpfeiler generell so weit in die Höhe, dass sich problemlos die farbigen Markierungen, die den weiteren Weg weisen, erkennen lassen. Auf den Sidewalks, jedoch, ist dies bei der Menge Schnee, die uns heute erwartet, nicht mehr so leicht: Die Snow Poles sind kürzer und die Markierungen sind meistens weiß – weiß Gott warum. Daher tarnen diese sich eher in der weißen Winterwelt, als dass sie einem vernünftig den Weg anzeigen könnten.

Knapp zwanzig Minuten später, nachdem wir unsere Rucksäcke sorgfältig im Busch verstaut und Felix‘ Daypack mit Snacks und Süßigkeiten gefüllt haben, müssen wir enttäuscht feststellen, dass sich der Aufstieg zu Mount Ossa als schwieriger als zunächst vermutet herausstellt. Die Schneeschicht ist so tief, dass wir neben der Unmöglichkeit, die Wegmarkierungen ausfindig zu machen, auch extreme Schwierigkeiten haben, überhaupt vorwärts zu kommen. Jeder weitere Schritt mit dem einen Fuß lässt uns mit dem anderem Fuß noch tiefer einsinken – unglaublich erschöpfend. Unsere verzweifelten Fortbewegungsversuche haben wir auf diesem Video festgehalten. Zwar packt uns nach kurzer Verschnaufpause wieder derselbe Ehrgeiz, der uns vorgestern auch auf den Gipfel des Barn Bluffs gebracht hat, jedoch müssen wir schließlich unverrichteter Dinge den Sidewalk zum Mt Ossa abbrechen. Nun bleibt uns noch die Chance, den Mt Pelion East auf der anderen Seite der Pelion Gap zu besteigen. Doch auch hier ist kein Vorrankommen, geschweigedenn die Erkennung der Wegmarkierungen, möglich.

Langeweile macht erfinderisch – und so nutzen wir die freie Zeit, die fürs Gipfelstürmen geplant war, um ein wenig Schabernack im Schnee zu treiben. Zuerst wollen wir einen Schneemann bauen, finden dann die Idee eines Iglus aber doch irgendwie herausfordernder. Die Tatsache, dass man als totaler Laie ohne vernünftiges Werkzeug und die nötigen Fähigkeiten natürlich nicht mal eben so einen Iglu bauen kann, vernachlässigen wir vorerst. Kurz darauf nach wildem Schneegeschaufle entschließen wir uns dazu, eine Schneewand gegen den starken Nordwestwind zu bauen und darin unser Mittagessen zuzubereiten. Nach einer knappen Stunde hat unsere Wand schon eine beachtliche Höhe erreicht – unserer Meinung nach genug, um, vor dem unangenehmen Wind geschützt, unsere Tütensuppen zu köcheln. Wir genießen unsere sehr entspannende Mittagspause in vollen Zügen.

In der folgenden Stunde erleben wir die wohl atemberaubensten Anblicke, die die tasmanischen Natur auf dem Overland Track zu bieten hat. Leider lässt sich auf den Fotos niemals das Gefühl festhalten, das wir bei der Wanderung durch diese Wunderlandschaft erleben dürfen. Die unfassbare Weite der schneebedeckten Grasfelder umschlossen von massiven Bergketten vermitteln das Bewusstsein, wie winzig man als kleiner Mensch in der riesigen Natur doch ist. Nur das Geräusch von Stiefeln im Schnee ist hörbar, ansonsten ist es total still. Einfach der Wahnsinn.

Die Kia Ora Hut (Kia Ora ist übrigens eine traditionelle Begrüßung und Verabschiedung der Maori, der Ureinwohner Neuseelands, und heißt so viel wie „Mögest du gesund sein“) ist die kleinste Hütte, in der wir eine der Nächte auf dem Overland Track verbringen. Sie besteht nur aus einem Raum, der sich in einen Aufenthaltsbereich mit zwei Tischen und vier Bänken und einen Schlafbereich mit vier Schlafabteilen unterteilt. Der Vorteil der geringen Größe dieser Hütte ist, dass sie sich sehr schnell aufheizen und warm halten lässt. Falls man es hinbekommt, überhaupt ein Feuer in dem kleinen Steinkohleofen anzubekommen. Denn im Gegensatz zur Scott Kilvert Hut haben unsere Vorgänger den Vorrat an trockenem Kleinholz eher spärlich wieder aufgefüllt, und auch an Grillanzünder mangelt es leider. Wir wünschen uns einen Gasofen aus einer der letzten beiden Hütten herbei und überlegen, wie wir verdammt nochmal das Feuer in der 4 °C kalten Hütte anbekommen. Unsere Rettung an diesem Tag ist eine dreiköpfige australische Wanderfamilie, die gottseidank etwas flüssigen Brennspiritus dabei hat. Damit gelingt es uns schließlich, ein stattliches Feuer zu entzünden, den Ofen zum Glühen zu bringen und die Innentemperatur auf 20 °C (!!!) zu steigern. Da das Feuer in der Nacht natürlich wieder ausgeht,  werde ich gegen 4 Uhr wach und merke, dass ich ziemlich ich ziemlich friere. Also ziehe ich noch einen Pullover drüber und setze meine Mütze auf. Die Nacht in der Kia Ora Hut war mit Sicherheit die kälteste der fünf Nächte auf dem Track.

Fotos von Tag 4

Tag 5 – Drei Wasserfälle und ein kleiner Ausrutscher auf einem Stein

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Unser erster Zwischenstop am heutigen Tag ist die Ducane Hut. Sie ist eine der ältesten Hütten auf dem Track. Wie lange sie dort nun schon steht und wer genau dieser Ducane war, weiß ich nicht mehr. Was ich noch weiß, ist, dass sie heute nur noch als Notunterkunft dient. Dementsprechend sieht die windschiefe Hütte mit der spartanischen Einrichtung auch aus. Wegen der kaum vorhandenen Isolierung muss es hier drin nachts tierisch frostig sein. Wir sind froh, dass uns gerade kein Notfall zum Verbleib in der Hütte zwingt und setzen unseren Weg fort. Die geplanten Sidewalks für heute sind drei Wasserfälle, die D’Alton Falls, die Fergusson Falls und schließlich die Hartnett Falls.

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Die gewaltigen Wassermassen, die gerade jetzt zur Frühjahrszeit vom Gebirge herabstürzen, sind beeindruckend anzuschauen. Allerdings stehen sie eindeutig im Schatten der Naturbilder und -landschaften, die wir in den letzten Tage auf dem Barn Bluff, der Seenlandschaft um Lake Windermere und auf der Pelion Gap zu Gesicht bekommen haben. Diese Erlebnisse sind ehrlichgesagt auch nur schwer zu überbieten. Am Fergusson Fall machen wir unsere erste Snackpause, es gibt Salzcracker mit Vegemite 🙂 Wir haben viel Zeit und nutzen diese auch. Die Sidewalks zu den ersten beiden Wasserfällen nehmen an reiner Laufzeit weniger als eine Stunde in Anspruch.

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Die Hartnett Falls sind die größten und meiner Meinung nach die schönsten der drei Wasserfälle. Aufgrund unseres großzügiges Zeitbudgets für den heutigen Tag folgen wir einem Weg, der am Flussverlauf entlang nach unten führt und gelangen so nach einigem Gehüpfe über Flussabzweigungen und Gekraxle am baumbewachsenen Ufer sehr nah an die Hartnett Falls heran. Die idyllische Umgebung in dem Flusstal ist geprägt von moosbewachsenen Bäumen und Graßebenen, die von den Ausläufern des Flusses in viele kleine Inseln geteilt wird. Eine halbe Stunde später machen wir uns auf den Rückweg zum Haupttrack uns setzen unseren Weg zur Windy Ridge Hut fort.

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Das Wetter auf dem weiteren Weg ist ungemütlich regnerisch und windig. Bei der Wanderung durch die dichten Wälder ohne die wundervolle Aussicht auf die weiten Täler und Bergketten des tasmanischen Nationalparks muss ich demotiviert an den dritten Tag denken, als wir fünf Stunden durch das nicht enden wollende Grünholz marschiert sind. Nach einiger Zeit lichtet sich der Wald etwas und es geht bergab. Wir haben die Du Cane Gap überschritten und befinden uns im steilen Abstieg zur Windy Ridge Hut.

Und auf einmal passiert es. Felix, der ca. 10 Meter hinter mir wandert, ruft mir zu, dass ich kurz warten solle. Ich mache kehrt und schaue nach, was passiert ist. Felix sitzt am Wegrrand und hält sich sein Knie. Er ist beim steilen Abstieg auf einem glitschigen Stein ausgerutscht und hat sich beim Auftreffen mit dem Fuß das Knie verdreht. Das Gewicht des großen Rucksacks hat seinen Teil zur Verletzung beigetragen.

Wir sind noch ca. eine dreiviertel Stunde von der nächste Hütte entfernt und wir überlegen, was am besten zu tun ist. Die australische Familie, mit der wir die letzten beiden Hütten geteilt haben, müsste uns zwar irgendwann einholen, aber bis dahin versuchen wir unser Glück und beschließen, den Weg nach einer ausgedehnten Erholungspause fortzusetzen. Es wird schnell klar, dass Felix nur mühsam vorankommt und auf keinen Fall in der Lage ist, seinen Rucksack die restliche Strecke selbst zu tragen. Also bleiben mir zwei Optionen: 1) Wir lassen den Rucksack zurück und ich werde nach dem Erreichen der Hütte noch mal zurücklaufen, um ihn zu holen. 2) Ich versuche beide Rücksäcke zu tragen. Ich bin schon immer eher lauffaul als tragfaul gewesen und entscheide mich daher für die letztere Option. Es überrascht mich allerdings selbst ein wenig, als es mir tatsächlich gelingt, mit dem zusätzlichen Rucksack seitlich über meine Schulter geschwungen über längere Zeit vorwärts zu kommen. Zu unserem Glück geht es nur bergab und nicht bergauf. Natürlich wäre in unserer Situation jetzt eine ebene Strecke am besten.

Das totale Motivationstief überkommt micht nach etwa einer Stunde und mehrfacher Verlagerung des zweiten Rucksacks von links nach rechts und wieder zurück. Ich singe in meinem Kopf fröhliche Lieder, um mich von der misslichen und anstrengenden Situation abzulenken und wünsche mir sehnlichst das Erreichen der Hütte herbei. Anstatt der geplanten 45 Minuten kommen wir nach fast zwei Stunden endlich an der Windy Ridge Hut an. Zu meiner Verwunderung haben die Australier uns nicht überholt.

Erleichterung macht sich nach dem Ablegen der Rucksäcke breit und ich sehne mich nach der 45-minütige Ganzkörpermassage, die ich mir in Bangkok am Flughafen gegönnt habe. Das merkwürdige an der Windy Ridge Hut ist, dass sie wohl die modernste, neueste und größte Hütte auf dem Track ist, jedoch nur einen Steinkohleofen anstelle eines Gasofens besitzt. Daher stehen wir kurz nach unserer Ankunft vor dem selben Problem wie am Vortag in der Kia Ora Hut: Wir finden wiederum zu wenig Kleinholz um die massive Steinkohle zum Brennen zu bekommen. Die Lage scheint aussichtlos, denn selbst mit dem Brennspiritus der Australier schaffen wir es nicht, das feuchte Holz, dass wir draußen finden können, zu entzünden. Wir kommen auf die grandiose Idee, mit unserem Gaskocher ein größeres Holzstück zu entflammen und wie eine Ironie des Schicksals geht auf einmal ein höllisches, trommelfellzerreißendes Gepiepe los, da wir den Rauchmelder ausgelöst haben. Motivationstief Nr. 2 des Tages, denn die Holzanzündaktion selbst ist auch ein glatter Reinfall und hilft uns nicht weiter. Nach etwa 5 Minuten schaltet sich der nervtötende Rauchmelder zum Glück von allein aus.

Ich finde mich schon innerlich damit ab, dass die Temperatur in der Hütte heute wohl bei 5°C bleiben wird. Doch dann bringt uns ein freundlicher Ranger, der die heutige Nacht in der nahegelegenen Ranger-Hütte verbringt, etwas Baumrinde, die sehr trocken zu sein scheint, und die vermutlich von der Unterseite eines halb umgestürzten Baumes stammt. Und tatsächlich, mit Hilfe der Rinde und einer ordentlichen Portion Spiritus, der sich auch langsam dem Ende neigt, gelingt uns der Erfolg – das Feuer beginnt größer zu werden und auch die großen Holzklötze fangen an zu brennen. Schließlich gelingt es uns, auch die Steinkohle zu entzünden. Es ist das wundervollste Gefühl des Tages, als sich die wohlige Wärme im riesigen Raum ausbreitet. Und das Tolle bei diesen Ofen ist, dass man mit Leichtigkeit das Feuer am Laufen halten kann, wenn es erst einmal brennt.

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Der schmerzvolle Vorfall des heutigen Tages zwingt uns zur Änderung der weiteren Planung für die nächsten Tage. Anstatt noch einen Abstecher ins Pine Valley zu machen und zwei Nächte in der Pine Valley Hut zu verbringen, beschließen wir, den Track morgen zu beenden und mit den anderen die Fähre vom Lake St. Clair zu nehmen. Ich betrachte die Situation mit einem lachenden und einem weinenden Auge: Die zusätzlichen zwei Tage hätten noch weitere atemberaubende Sidewalks auf die „Akropolis“ und andere Gipfel versprochen, außerdem soll die Pine Valley Hut wunderschön zwischen den massiven Bergketten des Nationalparks liegen, und wir wären wahrscheinlich die einzigen dort gewesen. Jedoch mit Felix zerstörtem Knie konnten wir uns das abschminken. Auf der anderen Seite war ich auch ein wenig froh, am morgigen Tag den Track zu beenden. Fünf Tage Trekking haben für den Anfang ausgereicht, um mir ein Bild von diesem unglaublich faszinierenden Hobby zu vermitteln und mir zu bestätigen, dass der Kauf der Ausrüstung eine gute Investition war. Die gewaltigen Landschaftsbilder und das Gefühl der völligen Unabhängigkeit von jeglicher Zivilisation haben Lust auf weitere Tracks gemacht und selbst für die Strapazen des heutigen Tages mehr als entschädigt. Ein weiterer Vorteil von dem vorzeitigen Abbruch unserer Wanderung ist, dass wir alle Süßigkeiten, die für die nächsten Tage eingeplant waren, aufessen können 🙂

Fotos von Tag 5

Tag 6 – „Abschied vom Overland Track“ oder auch „Humpeln zum See“

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Um 7:20 Uhr, so früh wie noch nie innerhalb der letzten Tage, machen wir uns von der Windy Ridge Hut auf. Wir müssen bis 13 Uhr an der Anlegestelle am Lake St. Clair sein, um die Fähre zu bekommen. Die nächste fährt erst wieder um 13 Uhr in zwei Tagen. Vor unserer Abmarsch haben wir Felix Rucksack so leicht wie möglich gemacht und etwas von seinem Gepäck bei mir und bei den freundlichen Australiern verstauen können. Das sollte die Wanderung für ihn erheblich erleichtern. Auch ich bin froh, nicht wieder mit der doppelten Last des Vortags unterwegs zu sein. Trotz unseres frühen Aufbruchs werden wir schnell von den Australien eingeholt, die etwa eine halbe Stunde nach uns gestartet sind. Sie haben die grandiose Idee, Felix ihre Wanderstöcke auszuleihen, mit denen wir um einiges schneller vorrankommen.

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Das Wetter heute ist so gut wie an keinem der Tage und ich werde doch ein wenig wehmütig, als wir die Abzweigung zum Pine Valley links (genauer gesagt eigentlich rechts) liegen lassen müssen. Der Overland Track zeigt sich auf seinem letzten Stück noch einmal von einer seiner schönsten Seiten:

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Der Marsch auf dem Holzweg ist einfach und lässt uns die Aussicht noch mehr genießen.

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Der Wegweiser zeigt uns an, dass wir drei Stunden bei normaler Geschwindigkeit von der Windy Ridge Hut zum Lake St. Clair gebraucht hätten – wir haben etwas mehr als vier gebraucht. Damit haben wir noch gut anderthalb Stunden Zeit, um uns am Anleger die Zeit mit Faulenzen und Essen zu vertreiben. Doch vorher müssen wir mit Hilfe des stationären Funkgeräts in der Narcissus Hut unsere Plätze auf der Fähre buchen – sehr abenteuerlich. Zum Glück sind heute nicht viele Passagiere unterwegs, daher gibt es noch genug Platz für die drei Australier und uns beide.

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Das letzte Foto zeigt zwei Abenteurer, die sich tollkühn den tasmanischen Naturgewalten gestellt und trotz Wind und Wetter mit Teamwork jede Situation gemeistert haben. Und wenn man genau hinsieht, kann man neben dem Stolz in ihren Augen die Lust auf weitere Abenteuer erkennen. Falls jemand tolle Wanderwege in Europa kennt – bitte Mail an mich oder an Felix 🙂

Fotos von Tag 6

Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit und eure Zeit für das Lesen des Berichts. Mir hat das Schreiben sehr viel Spaß bereitet und ich hoffe, ich konnte dem einen oder anderen von euch ein wenig Lust auf Trekking machen. Es ist wirklich eine einmalige Erfahrung und ich freue mich schon auf das nächste Mal.

Verfasst von: mmbader | Oktober 29, 2008

Overland Track – Teil 1

Freunde der Sonne,

die Vorlesungszeit ist letzte Woche zu Ende gegangen – verdammt schnell wie ich finde. Nach meinem Ausflug nach Brisbane am letzten Mittwoch (Blogeintrag folgt noch) habe ich nun endlich die Zeit, den ersten Teil des lange erwarteten Berichts über den Overland Track in Tasmanien zu schreiben.

Tag 1 – das Abenteuer beginnt

Es geht los! Am Freitag um 13:55 Uhr starten wir unsren Weg am Lake Dove Car Park. Zum letzten Mal gibt uns der Busfahrer die Hand, der uns vor drei Stunden in Launceston aufgeladen und zum Cradle Mountain gefahren hat. Wir setzen unsre ersten Schritte auf einen der größten und beeindruckensten Wanderwege der Welt – der Overland Track beginnt.

Meine Aufregung und Erwartung, was wir wohl alles sehen und erleben werden, lassen den starken anhaltenden Regen in den Hintergrund meiner Wahrnehmung verschwinden. Nach einigem leichten Auf- und Abstieg fühlt sich die zurückliegende Zivilisation schon sehr weit weg an. Über der Seenlandschaft um den Lake Dove an der Ostseite des Cradle Mountains hängt eine düstere Nebel-Regen-Suppe, an der wir uns unsren Weg vorbei zur ersten Hütte bahnen. Unsere ursprüngliche Planung, den Pass über den Cradle Mountain zur Waterfall Valley Hut zu nehmen, haben wir aufgrund des starken Regens, der Windböen und unserer Unerfahrenheit mit der tasmanischen Witterung verworfen. Wahrscheinlich hätten wir außer einer grauen Nebelwolke eh nichts zu sehen bekommen. Doch plötzlich klart das Wetter ein wenig auf und der Cradle Mountain zu unsrer Rechten kommt in seinem vollen Ausmaß zum Vorschein. Die schneebedeckten Abhänge und Gipfel geben uns eine Vorahnung davon, was uns in den kommenden Tagen bei der Besteigung des Barn Bluff und der (versuchten und gescheiterten) Besteigung des Mt Ossa und des Mt Pelion East erwarten sollte.

Nach knappen dreieinhalb Stunden erreichen wir die Scott-Kilvert Hütte, in der wir die erste Nacht verbringen. Ausgestattet ist diese mit ein paar Tischen und Bänken, einem kleinem Kohleofen und ein paar Überbleibseln von vorherigen Besuchern, wie Kerzen, Tütenessen und Grillanzündern (überlebenswichtig! Unsere Rettung in der ersten Nacht!!). Wir sind die ersten und einzigen Besucher für diese Nacht, also breiten wir uns unverschämt chaotisch auf den diversen vorhandenen Ablageflächen aus. Ich war von der Hitze überwältigt, die man mit dem kleinen Ofen und ein wenig Steinkohle erzeugen konnte. So werden unsere Sachen für den nächsen Tag zumindest schön trocken.

Bei einem heißen Tee planen wir den nächsten Tag und gönnen uns nach einem großzügigen Essen den wohlverdienten Schlaf.

Fotos von Tag 1

Tag 2 – zwei Gipfelstürmer wollen hoch hinaus

Der erste Schnee unter unseren Füßen! Nach dem wir uns gegen 8 Uhr von der Scott-Kilvert Hütte aufgemacht haben, erwartet uns ein steiler Anstieg auf das Hochplateau des Cradle Mountain. Nach kurzer Verschnaufpause erreichen wir den offiziellen Beginn des Overland Tracks:

„Welcome! Are you about to walk the Overland Track? Do you have your Overland Track pass? …“ Als wenn man einen halben Tag zum Visitors Centre zurücklaufen würde, wenn man keinen hätte. Tz. Uns erwartet heute unser erster Side-Walk zum Barn Bluff (1559 m). Die Sicht ist schlecht, und wir wissen nicht, ob wir den Gipfel erreichen oder überhaupt den Berg besteigen können. Das beste an den Sidewalks ist, dass man nicht seinen dicken Rucksack mitschleppen muss, weil man später eh wieder den selben Weg zurückläuft. Also packen wir unsere Wertsachen und ein paar Snacks in Felix‘ kleinen Rucksack und machen uns auf den Weg…

Auf dem oberen Bild kann man nicht erkennen, dass sich unter unseren Füßen eine ca. 1 Meter dicke Schneeschicht befindet. Doch kurz nach diesem Foto versinkt Felix mit dem rechten Bein bis zu seiner Hüfte (siehe Fotos Tag 2) – soviel Schnee haben wir nicht erwartet. Doch wartet bis Tag 4…

Nach etwa einer Stunde erreichen wir den Fuß des Barn Bluff. Die Sicht ist bescheiden. Eine fette Nebelwolke umgibt den Berg und es sieht auch nicht so aus, als würde sich das so schnell ändern. Unsere Motivation sinkt erheblich, als uns klar wird, dass es a) wenig Sinn macht, nach oben zu klettern, wenn man seine Hand vor Augen nicht sehen kann, und b) es wohl auch ein wenig gefährlich wäre, bei der schlechten Sicht den Anstieg überhaupt zu wagen. Dazu kommt noch, dass wir keine Ahnung haben, wo der Weg zum Gipfel führt. Nach einem kurzen Picknick wollen wir uns schon wieder auf den Rückweg machen, als unser Ehrgeiz uns packt und wir beschließen, den Aufstieg doch einfach mal zu probieren und zu sehen, wie weit wir kommen.

Zuerst wissen wir nicht so recht, ob es Sinn macht, aber wir glauben plötzlich einen Haufen gestapelter Steine zu erkennen – und da noch einen, und noch einen. Auf dem Foto kann man unter Felix‘ linker Hand einen diesen Haufen erkennen, auf dem großen langen Stein links etwas weiter oben befindet sich der nächste. Unser Abenteuerdrang bringt uns dazu, diesen Haufen zu folgen. Und tatsächlich, sie scheinen den Weg nach oben zu kennzeichnen – und ich denke auf einmal, dass wir heute doch noch den Gipfel erreichen könnten. Die Sicht ist bisher unverändert, doch auch hierbei habe ich irgendwie ein gutes Gefühl.

Ich hab’s gesagt!! Verdammt noch mal, wie geil ist das denn? Die Sicht wird zunehmend besser und gewaltige Aussichten tun sich vor unseren Augen auf. Ich kann kaum die richtigen Worte finden, um meine Freude auszudrücken – wie man in diesem Video unschwer erkennen kann. Wir sind zwar noch nicht oben, aber der Gipfel ist zum Greifen nah!

Die letzten Schritte…

Geschafft! Unglaublich, aber wir haben es tatsächlich fertiggebracht. Bei einer langen Verschnaufpause essen  wir in Ruhe unsere restlichen Snacks für den Tag auf. Dabei genießen wir den traumhaften Ausblick auf die weit entfernten, schneebedeckten Bergkuppen, auf die weitläufigen Täler und auf die winzigen Holzplanken des Sidewalks, auf denen wir vor 1-2 Stunden Richtung Barn Bluff marschiert sind. Wenn man zur anderen Seite des Gipfels herunterschaut, kann man erahnen, wo unser weiterer Weg uns hinführen wird: Vorbei am Lake Will, Lake Holmes und einigen weiteren kleineren Seen zum Lake Windermere und dort zu unserem zweiten Nachlager, der Windermere Hut.

Der Abstieg geht erstaunlicherweise viel schneller als der Aufstieg, wohl auch deshalb, weil wir nun den Weg nach unten genau kennen. Mit stolzem Gefühl in der Brust machen wir uns nach einer kurzen Verschnaufpause auf den Rückweg zu unseren Rucksäcken und zum Haupttrack. Unterwegs lässt Felix unbeabsichtigt seine Handschuhe auf einem Felsen liegen und muss daher einen zusätzlichen Weg von einer halben Stunde in Kauf nehmen.

Wir lassen die Waterfall Valley Hut rechts liegen und machen uns mental auf die drei weiteren Stunden zur Windermere Hut gefasst. Die Landschaft ist nun geprägt von weitläufigen Ebenen überwachsen mit Buttongras und diversen Sträuchen, Bäumen und anderen grasartigen Gewächsen. Wir entscheiden uns, den Sidewalk zum Lake Will zu überspringen und direkt durchzumarschieren. Obwohl wir schnell voran kommen, die Landschaft wundervoll abwechselungsreich und idyllisch aussieht und das sich das Wetter zum Wandern sehr günstig zeigt, wünschen wir uns schon bald, doch endlich an der Windermere Hut anzukommen. Das letzte Stück stellt sich noch einmal als wahrer Ausdauerfresser heraus. Schließlich erreichen wir die Hütte – und sind ein wenig enttäuscht, noch weitere Wanderer vorzufinden. Das gemütliche Gefühl der Einsamkeit inmitten der Wildnis können wir in der zweiten Nacht daher nicht verspüren. Was wir allerdings sehr deutlich verspüren, ist das (gefühlte) 3 °C kalte Wasser des Lake Windermeres, in den wir nach kurzer Erholung an der Hütte „baden“ gehen. Baden bedeutet in diesem Fall, dass wir für ca. 1,5 Sekunden kreischend und juchzend in das eiskalte Nass eintauchen, um dann mit dem dreifachen Adrenalinkick, den man sonst beim Saunabaden verspürt, zurück zum Ufer zu hechten, um sich nicht alle Gliedmaßen abzufrieren – aber das war es sowas von Wert, huiiii alter Schwede 🙂 Leider haben wir davon keine Fotos gemacht. Die Hütte ist ausgestattet mit einem Gasofen, der lästiges Kohle nachschaufeln überflüssig werden lässt. Die zweite Nacht ist im Gegensatz zur ersten von der Temperatur auch sehr viel angenehmer, vermutlich dank der guten Isolierung der Hütte.

Fotos von Tag 2

Tag 3 – erschöpfende Wanderung und Schneegestöber

Ausgeruht und mit neuer Kraft steht uns das nächste Stück des Overland Tracks bevor: Eine fünfstündige Wanderung von der Windermere zur New Pelion Hut, eine der schönsten Hütten auf dem gesamten Track. Alles andere als schön ist allerdings der Weg, der uns dorthin erwartet, ebenso wie die unangenehme Witterung. Zwar verläuft die Strecke sehr flach und ist daher relativ leicht zu absolvieren, jedoch nach spätestens drei Stunden durch dichten Wald bei konstantem Regen kriegen wir beide einen leichten Koller – das erste Motivationstief unserer Wanderung.

Das einzig nennenswerte auf dem heutigen Streckenabschnitt sind einige interessante Gewächse wie farnartige Riesenpalmen und ein paar nette Wasserfälle – viel mehr bekommen wir nicht zu sehen. Um so glücklicher sind wir, als wir bei immer noch strömendem Regen die Hütte erreichen. Ausgestattet mit einem Gasofen und viel Platz steht die New Pelion Hut am Fuße des Mount Oakleigh und bietet uns einen der schönsten Ausblicke, den man aus einer der Hütten auf dem Overland Track zu sehen bekommt. Wir erreichen unser drittes Nachtlager zwar schon gegen halb 2, beschließen aber, das Wandern für heute gut sein zu lassen und unsere Kräfte für Tag 4 und den möglichen Sidewalks zu Mount Ossa oder Mount Pelion East zu schonen. Außerdem klagt Felix über Knie und Fußprobleme und wir wollen schließlich keine ernsthaften Verletzungen riskieren. Auch diesmal sind wir nicht allein, insgesamt sechs andere Wanderer teilen das Quartier mit uns.

Der restliche Tag entschädigt meiner Meinung nach komplett für die anstrengede Wanderung. Die New Pelion Hut ist so gemütlich und bietet einen so traumhaften Ausblick, dass man die freie Zeit hier noch viel mehr genießen kann als in den vorigen Hütten. Und als ich mit einem heißen Tee in meinen Schlafsack gekuschelt mit einem Buch in der Hand mit ausgestreckten Beinen auf der Bank liege, entfaltet sich am stärksten das unbeschreiblich entspannende Gefühl des Trekkens – das Bewusstsein, von niemandem erreicht werden zu können, keinen Zugang zur Zivilisation, sei es über Telefon, Internet oder Fernsehen zu haben und einfach nur mal komplett abschalten zu können – herrlich. Was dann passiert, haben wir nicht erwartet: Auf einmal wird der Regen zuerst zu winzigen, dann immer größer werdenden Schneeflocken und nach kurzer Zeit verwandelt sich die grüne Baum- und Sträucherlandschaft in eine puderzuckerweiße Winterwelt. Die Umgebung wirkt jetzt noch friedlicher und der Gemütlichkeitsfaktor in der warmen Hütte steigt noch mal um einiges. Wir bereiten uns gedanklich auf den vierten Tag vor: Mt Ossa und Mt Pelion East werden uns einen weiteren atemraubenden Ausblick auf die tasmanische Landschaft bescheren, doch leider sollte es nicht dazu kommen…

Fotos von Tag 3

Fortsetzung folgt…

Verfasst von: mmbader | September 23, 2008

Stimmungswandel

Mein letzter Post und was bisher geschah

Vielen Dank erst einmal für das viele Feedback, das ich sowohl zu meinem letzten Eintrag, als auch zum gesamten Blog von euch erhalten habe! Meine Promotion-Aktion war, wie ihr leicht an den Besucherzahlen sehen könnt, recht erfolgreich 😉 Auch über die geposteten Kommentare habe ich mich sehr gefreut.

Manchmal muss man einfach erst ein wenig meckern, bevor sich etwas bessert. Nach meinem Eintrag vor zwei Wochen änderten sich einige Dinge hier wirklich auf wundersame Weise. Das Wetter wurde auf einmal richtig toll, die Temperaturen stiegen auf bis zu 30 Grad und das Land ließ mich zum ersten Mal das Klima spüren, das ich vor meiner Abreise aus Deutschland hier zu finden hoffte. Die letzten beiden Wochenenden waren auch wundervoll. Im „Aquarium“ erwarteten mich bunte Fische, gefährliche Haie und andere Lebenwesen, die ich vorher noch nie gesehen hatte. Falls ihr es noch nicht getan habt, solltet ihr die Fotos und vor allem das Video anschauen, das ich online gestellt hab. Einen Tag später machte ich mich mit meiner Badehose zum Strand auf, um zum ersten Mal hier unten ins kühle Nass einzutauchen – kühl war es wirklich, aber es hat unheimlich Spaß gemacht, sich von den Wellen zum Strand zurücktragen zu lassen. Am Abend hörten wir uns ein Konzert in der berühmten Oper von Sydney an – Crime Time – eine Kompilation aus verschiedenen Krimi-Filmmusiken. Auch dazu findet ihr Fotos wenn ihr rechts auf den Link klickt. Am Sonntag dann war ich das erste Mal in Bondi am Strand (der allerdings nicht so schön ist wie Maroubra, hehe) und hab mit Barbara den Bondi-to-Cooge Coastal Walk bezwungen – barfuß! 🙂 Das tat mal richtig gut für die Füße. Abends hab ich dann noch den schönsten Regenbogen ever gesehen und dann ging Super-Wochenende Nr. 1 auch leider schon zu Ende.

Kurze Zusammenfassung vom letzten Wochenende: Freitag 2 Stunden Inliner fahren im Centennial Park, abends 3 Stunden klettern, Sushi essen und danach Pool spielen im Pub, Samstag lernen 😦 und Sonntag Manly, der entzückendste Stadtteil Sydneys (den ich bis jetzt gesehen habe) vor allem wegen des netten Flairs der Einkaufsstraße und des zauberhaften Strandes. Guckt euch die Fotos an und ihr wisst, was ich meine.

Overland-Track

Am Freitag geht es los und ich werde von Stunde zu Stunde aufgeregter. Der Overland-Track wird das größter Abenteuer meines bisherigen Lebens, so viel ist sicher. Ich bete zum Wettergott, dass er einigermaßen gnädig ist, damit wir auch etwas von der Natur genießen können, die wir dort erleben werden. Und es wird arschkalt werden – nachts Temperaturen um den Gefrierpunkt, tagsüber ca. 11-12 Grad – manchmal frage ich mich, warum zum Himmel ich mich darauf eingelassen habe. Wir werden sehen, ob es sich gelohnt hat. Felix und ich sind die Packliste jetzt mehrmals durchgegangen und auch die Menüplanung für die insgesamt 7 Tage steht. Morgen werde ich mich noch mit der vernünftigen Kleidung ausrüsten, damit ich da unten warm und trocken bleibe.

Damit verabschiede ich mich von euch für die nächsten knapp zwei Wochen und werde mit jeder Menge Fotos und (hoffentlich) tollen Erfahrungen zurückkehren!

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